Begegnungen bei britischem Bier

Gaben beim Partnerschaftsabend im Maichinger Bürgerhaus eine 1-a-Visitenkarte ab: die Mädels der Dancestyle-Gruppe des VfL Sindelfingen. Fotos: Dannecker

Partnerschaftsabend im vollen Maichinger Bürgerhaus eröffnet das Internationale Straßenfest mit einem Bekenntnis zu Europa

Mahnende wie launige Worte und ein kurzweiliges Unterhaltungsprogramm: Der Saal des Maichinger Bürgerhauses war proppenvoll, als am Donnerstag mit dem traditionellen Partnerschaftsabend wieder das Internationale Straßenfest eingeleitet worden ist. Die Delegationen aus den Partnerstädten – sie waren beeindruckt.

Aus der Kreiszeitung von Siegfried Dannecker
MAICHINGEN/SINDELFINGEN. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. So handhabt man das im Schwäbischen. Und so gab es gestern im Großen Ratssaal des Sindelfinger Rathauses auch wieder das, was verpflichtender Teil der Wochenend-Sause ist: der kommunalpolitische Austausch unter den Delegationen aus den Partnerstädten. Diesmal auf der Agenda: das Thema Bevölkerungs- und Katastrophenschutz in den Partnerkommunen. Ein Dialog in der Amtssprache Englisch, der nie zu unterschätzen ist, sondern in dem man gegenseitig voneinander lernen kann.

Etwas Arbeit (für die Veranstaltenden), aber viel Vergnügen (für die Gäste) bereits am Donnerstag im Bürgerhaus. Vor den Delegationen aus den sieben Partnerstädten und einer Heerschar an offiziellen und weniger offiziellen Gästen brannte wieder mal ein Bühnenfeuerwerk ab. Einer der Höhepunkte des Abends: der Auftritt der 16 Tänzerinnen von der „Dancestyle“-Gruppe des VfL Sindelfingen. Die Mädels gaben eine 1-a-Visitenkarte ab.

Heike Schneider, Geschäftsführerin des TV Darmsheim, auch. Deren Moderation war zugleich eine meisterhafte Improvisation. Nur im Besitz dünner Angaben über die Akteure, schrieb die Ansagerin ihre An und Abmoderationen zwischen den einzelnen Acts mit „Filzer“ auf ihre Merkkärtchen. Eine echte Leistung, so auf die Schnelle! Apropos Leistung: Stimmlich schwer auf der Höhe zeigte sich auch der Chor aus dem nordenglischen Dronfield, der sich gewissermaßen einsang,

Haben unter anderem die „Beatles“ im Notenrepertoire: Die „Dronfield Singers“ treten am Wochenende mehrfach beim Straßenfest auf

bevor er übers Wochenende mehrfach auf dem Straßenfestpräsent sein wird. Die „Dronfield Singers“ hatten unter anderem die „Beatles“ auf dem Notenblatt, was bekanntlich immer zieht. 45 der 54 Herrschaften (das Gros – wie in deutschen Liederkränzen – Damen!) ist übrigens zum ersten Mal in Deutschland beziehungsweise Sindelfingen. Was Ute Walker, Sprecherin der Dronfield-Sektion bei der Initiative Städtepartnerschaften (Ispas), total freut. Macht es doch erstmalige, einmalige Begegnungen möglich.

Besuch aus Kumba in Kamerun

Auch der Aufruf von Ispas im Vorfeld an die Bevölkerung, die britischen Gäste bei einem Spaziergang zu begleiten, ist nicht ungehört verhallt. Als die Engländer, Liebhaber des „Gardening“, gestern über den Herrenwäldlesberg und in den Sommerhofenpark schlenderten, wurden sie von einem Dutzend Deutschen begleitet, und zwar „neuen“, also nicht die „üblichen Verdächtigen“ und bereits mit Drondield Verbandelten. Eine schöne Geste, findet Ute Walker. Zu Mittag gab’s dann „Lunch“ im „Café Wiesn“. „Splendid“ fanden die Briten das, „echt großartig“.

Begegnungen mit britischem Bier wird es beim Straßenfest am Gemeinschafts-Stand der Rotarier von Dronfield und Sindelfingen in der Ziegelstraße geben. Dort zapft „Jez“ Horton, ein Brauer von der lokalen Dronfielder Brauerei „Your Community Brewery“, das, was er zehn Fässer hoch im Van mitgebracht hat: die britischen Gerstensaft Varianten „Black“, „Porter“, „Stout“, „Pale“ oder „Bitter“. Wer weniger experimentierfreudig ist, nimmt ein „Lager“, das dem deutschen Bier am nächsten kommt.

Die Gäste des Partnerschaftsabends im Bürgerhaus heißen Kumbas OB Victor Nkelle (mit Hut) und Bürgermeister John Makia willkommen

Nah kam man sich auch in Sachen Europa beim Partnerschaftsabend. Und so gab sich OB Bernd Vöhringer optimistisch, dass die jahrhundertealte Wertgemeinschaft letztlich stärker ist als alle Raus-aus-Europa-Tendenzen. Das Straßenfest jedenfalls sei „europäische Integration im Kleinen“, so der Stadtchef. Der Brexit habe auf das Verhältnis zu Dronfield keinen Einfluss, ja „er ist sogar noch ein Impuls zu einem noch intensiveren Zusammenhalt“. Apropos Puls. Corbeil-Essonnes Erster Bürgermeister Jean-Michel Fritz soll sich spontan bereit erklärt haben, auf der„Pulse-of-Europe“-Demo am Sonntag auf dem Flugfeld zu sprechen. Klares proeuropäisches Signal.

Ein besonderer Willkommengruß beim Partnerschaftabend galt auch dem Besuch aus Kumba in Kamerun. Victor Nkelle, Oberbürgermeister der afrikanischen 150 000-Einwohner-Stadt, und John Makia, Bürgermeister eines 50 000 Einwohner großen Stadtteils dort, beantworten zurzeit einen Besuch einer vierköpfigen Sindelfinger Delegation im März. Dabei geht es – finanziert von einer Entwicklungshilfestiftung – um Möglichkeiten der Unterstützung bei Kultur, Wasser und Stadtplanung. Kommenden Montag und Dienstag sind die Gäste in Galerie, Bibliothek und in der Kläranlage unterwegs und informieren sich über die Erschließung von Neubaugebieten. Sprachlich kein Problem. OB Victor Nkelle hat einst in Hohenheim und Marburg Agrar und Wirtschaftswissenschaften studiert und versteht hervorragend deutsch.