Chełm Reisereime

ISPAS-Bürgerreise nach Chełm, 07. – 12. 07. 2016.

Erwünscht oder doch nicht?
Mein kommentierender Bericht,
Ganz subjektiv, vielleicht auch schief,
Zusammengefasst, wie alles so lief
auf der 1. Bürgerfahrt in die Partnerstadt Chełm,
mit bunten Häusern, Kreidestollen und Dom.

Donnerstag, 07.07.16

EM – und albtraumartig ist die Nacht,
Hat mich um meinen Schlaf gebracht.
Es ist ein richtiger Graus,
Hauen die Franzosen uns raus?
Niemand bringt den Ball rein,
Überall steht ein französisches Bein!
Jetzt ein Pfiff – das Spiel ist aus. —
Aufgeschreckt im Bett sitz‘ ich schon,
Doch war das nicht ein ganz anderer Ton?
Kein Pfiff, sondern mein Wecker nur,
Bin erleichtert zurück auf der richtigen Spur.
Stehe dann schnell auf, weil ich muss,
Denn um 8 Uhr fährt ja schon unser Bus.
Bringt uns zum Flughafen hin,
Denn Polen steht uns im Sinn.
Chełm, die Partnerstadt, ist unser Ziel
Und von der Reise erwarten wir viel.
Da von ISPAS als Bürgerfahrt organisiert,
Ist viel Interessantes gleich garantiert.

Verheißungsvoll ist schon der Start,
So ganz nach Traditions-Sommer-Art.
Ausnahmsweise ist nämlich der Himmel blau,
Ohne das übliche 2016-Grau.
37 freundliche Gesichter strahlen um die Wette,
Viele bekannte, dazu unbekannte, allemal nette.
Stadträte unter uns gibt es drei,
die Bürgermeister jedoch haben frei.
Roland Stein vertritt die Verwaltung,
half Brigitte bei der Reisegestaltung.
War ganz vereins-initiativ,
diese Reise ins Leben sie rief.
Bürgerfahrten gehören zur ISPAS-Tradition,
Und viele davon gab es auch schon,
Führten in andere Partnerstädte,
Dabei war Dronfield das 1. Glied in der Kette.

Für fast alle ist Chełm noch unbekannt,
Für Dorothee jedoch vertrautes Land.
Genauso für Herrn Frohnmayer, nicht nur ein Altstadtrat,
Sondern schon immerhin auch ein Mann der Tat.
Und natürlich Peter Bausch. Wird wieder berichten
In der SZ/BZ allerlei bunte Geschichten.

Beim Einchecken half eine emsige Mainzelfrau,
Nahm alles sehr, sehr genau,
tippte unsere Daten gewissenhaft ein,
Dafür gab’s dann einen Boarding Schein
Und Sicherheitsleute ließen bei Gate 159 uns ein.

Unsere Vorfreude hat das Gefühl fürs Warten verschoben
Und waren wir erst einmal am Himmel oben,
Brachte uns Eurowings in kaum eineinhalb Stunden
Nach Krakau, wo Yvonne uns gefunden.
Kaum hatten wir nämlich Käse- und Salamibrötchen auch,
Dazu Kaffee und Coke in unserem Bauch,
Setzten wir schon zum Landeflug an:
Krakau in Sicht und die Landebahn.
Ohne Kontrolle reisten wir aus und hier ein,
kein Passgesuche, oh wie fein!
Das Wunder ‚Europa‘ ist zwar in Not,
Aber selbst in Polen ist Schengen nicht tot.

Unser Mercedes-Bus ist bequem, fühlen uns fast wie zu Haus.
In der Wechselstube schnell Zloty getauscht,
durch Industrievororte mehr gestaut als gerauscht,
Bekommen wir nach einer Stunde große Augen,
Steigen in einem Rosenparadies aus.
Es blüht und grünt im Herrenhaus-Park,
Nur der Fahrweg ist schmal, und zwar arg.
Wir speisen gepflegt,
Zum ersten Mal werden wir polnisch umhegt.

Als wir weiterfahren wollen, sitzt unser Bus auf.
Haben wir etwa jetzt schon zu viele neue Pfunde drauf?
Noch vor der zweimal 3-Gänge-am-Tag-Kur.
Erst später sieht man davon dann die Spur.
Hier wird es wohl eher weicher Untergrund sein,
Doch [Bischeck], unser Fahrer, meistert die Probleme gut allein.
Liebliche Landschaft in harmonischem Licht,
Urlaubsstimmung, wie jeder sie mag,
Und das gleich schon am 1. Tag.
Yvonne stört auch die Schläfer nicht.
Sagt nämlich nichts ins Mikrofon,
Trotzdem hört man einen hohen Dauerton.
Labert auf den Fahrer ein, der bleibt trotzdem wach,
Und manch vorne Sitzende denkt: “Ach so ein Krach“.

Zentrale polnische Ebene, immer wieder Berge im Blick,
Fruchtbares Land mit Beeren und Obstplantagen ohne Zahl.
Yvonnes Missverständnis von Kirschen und Kirchen eine schon
wieder nette Qual.
Ihre Kommentare versteht man schwer,
Geben aber auch nicht viel her.
Hier ein Schloss und dort ein Hexenbrauch,
Alles eben „seeehr aaalt und Museum auch“.
Niemand etwas versäumt,
Wenn er schon vom Superspiel abends träumt!

Unterwegs noch ein Schlange-Stehen-Toiletten-Halt.
Das Warten verkürzt man mit Wasserkauf und Bier, frisch und kalt.
Aufklärung im Bus, Yvonnes Lektion,
Alkohol-Prozente – Sie wissen schon?
11 beim Bier gefallen mir,
Doch Wodka, 60, 70 Prozent und mehr –
Schon beim Drandenken wird der Kopf mir da schwer.
Für Yvonne wird es lustig nach dem 2. Glas
und nach dem dritten hat sie so richtig viel Spaß.
Jetzt will sie, dass wir „liedern“, ein nettes Verb,
Da freut sich sogar mein Gartenzwerg.
Doch auf den kommt es weniger an.

Wo bleiben die Informationen über ihr Land?
Hat sie sie unter dem Hut,
Versteckt sie sie gut.
Was sie sagt, was sie nicht sagt,
Viele im Bus gehörig plagt.
Soll die lange Fahrzeit einfach so weiter verstreichen
Oder soll ich ein paar Grundinformationen weiterreichen?
Soll ich meinen eigenen Vorsatz brechen
Und z.B. über Geschichte sprechen,
Ohne die heute man
Polen nicht verstehen kann?

Ein Land reich an Kultur,
Slawische, deutsche, jüdische Traditionen,
Die sich befruchten, das Miteinander belohnen.
Dazu tausend und fünfzig Jahre Christentum,
Prägten die Menschen, treiben sie um,
fleißig und tüchtig, im Schnittpunkt der Handelswege
Schufen sie Wohlstand, waren allen voraus und nicht träge.
Andererseits Spielball,
Tiefer Fall,
Im Machtpoker der Nachbarn das Land geteilt und zerrieben –
120 Jahre lang ist von Polen nichts übrig geblieben.
Der Schrecken unzähliger Kriege –
Nur Verlierer, für wenige nur kurzfristige Siege.
Nazi-Terror, Massenmord, doppelte Vertreibung,
Die Wende nach langer kommunistischer Diktatur,
Stichwörter nur.
Russland wird heute als Bedrohung empfunden,
Hat man in Deutschland den Partner gefunden?
Seit die Oder-Neiße-Grenze wird anerkannt,
Ist die Gefahr aus dem Westen gebannt.

Polen , ein großes Flächenstaat,
Jetzt eine konservative, EU-skeptische, rechte Zentralregierung hat.
123 Menschen auf den Quadratkilometer nur,
Wald, Feuchtgebiete, intakte Natur,
Viele Störche auf weiter und leerer Flur.
Es dunkelt schon, ist fast 21 Uhr,
Als Sauna- Zimmer uns schwitzen lassen im Kamena Hotel.
Dann geht es ganz schnell:
Gutes Essen im Restaurant um die Ecke
Und dann mit vollem Magen unter die Decke.
Oder den Fernseher an,
Damit man es glauben kann:
Aus ist der EM-Meister-Traum,
Ist zerronnen wie Schaum.
Sind leider noch nicht bei Bieluch gewesen,
Dem weißen, weisen Geist in den Kreidestollen,
Durch die wir morgen ’spazieren‘ wollen.
Er hätte sicher unseren Endspiel-Wunsch erfüllt
Und keinesfalls den französischen Ehrgeiz gestillt.

Freitag, 08.07.16

Die Sonne lacht, der Tisch gedeckt,
das Frühstück schmeckt.
Wo fang ich an mit der Eindrucksflut,
Die uns heute erwarten tut?
Natürlich bei Aneta und Joanna, unseren so netten Begleiterinnen von der Stadt
Beim Rundgang, der so viel Interessantes zu bieten hat.
Freundlich und ohne Hast –
sogar mit einer Geheimtipp-Super-Eis- Rast –
Üben wir, richtig auszusprechen den Namen Chełm, [Choom], –
Hat – schon des Reimes wegen – einen Burgberg mit Bischofpalast und Dom.

So gebildet und beschwingt
Uns der doppelte Aufstieg wohl gelingt.
Entzücktes Rufen
nach 167 Stufen!
Großartig der Blick vom Glockenturm auf Stadt und weites Land,
Auf Ziegel- und Zementwerk in der Ferne, linker Hand,
Auf Spätbarock, 18. Jahrhundert.
Haben Bischofspalast, Stadttor und Basilika bewundert.
Auch die russisch-orthodoxe Kirche besichtigen wir –
In der alten Synagoge, gibt es heute statt Thora Steak und Bier.
Vor 1939 lebten fast 50%  Juden hier!
Holt uns die Vergangenheit schon ein?

Viel weiter zurück führt unser nächster Besichtigungsschritt,
Schlappe, sagen wir 145 Millionen Jahre, in die Kreidezeit-
Dabei kommt man zwar leicht aus dem Tritt,
Doch sind wir, gut geführt, gegen Gefahren gefeit,
Bewegen uns durch kilometerlange Stollengänge  in einer Unterwelt.
Schon im Mittelalter wurde gemeißelt unter den Häusern,
begehrte Kreide zu gewinnen und dann zu veräußern,
brachte den Bürgern viel Geld.
So ausgehöhlt stand die Stadt dann auf unsicherem Grund.
Heute strömen Touristen, ist für den Haushalt von Chełm sehr gesund.

Schon wieder haben wir üppig und gut zu Mittag gegessen,
Sind bei heißem Kaffee noch zusammengesessen,
Haben auf eigene Faust nachmittags weiter besichtigt,
Eindrücke ergänzt und berichtigt. –
Zwar in der Größe mit Sindelfingen vergleichbar,
Ist Chełms bunter, urbaner Charme unerreichbar.

Erholungspause oder Schönheitsschlaf auf dem Zimmer –
Ich sage nur „Dorothee“ – funktionieren immer.
Mit dem Bus neuen Wohnblöcken und Villen entlang,
Geht es zum städtischen Empfang
Im bekannten Restaurant am Anglersee.
Das Ambiente ist großartig, einfach „schee“!
Die Vorspeisenplatten lassen Magensäfte fließen,
Doch nur mit den Augen können wir sie genießen,
denn niemand gibt das erlösende Zeichen,
Bis sie dann herrlich gebratenen Forellen weichen.
Dann setzt Stadtrat Schneider-Dölker die richtigen Akzente,
Chełms Bürgermeister-Vize folgt ihm freundlich, behende.
Die Stimmung könnte besser nicht sein,
Es schmeckt das Bier, es schmeckt der Wein.
Doch das Allerbeste:
Wir sind willkommene Gäste!
Hier hält man’s aus,
Geht spät nach Haus.

Samstag, 09.07.16

Was für ein Tag!
Ob ich es mag
Oder auch nicht,
Er passt nur schwer in ein Reisegedicht.
Trotzdem der Versuch zu einem Bericht. –

Der Samstag fing ziemlich banal an:
7 Uhr Frühstück, 8 Uhr Abfahrt, war der neue Plan.
War so angesetzt,
Damit wir nicht durch den Tag werden gehetzt.
Leider wurde er nicht umgesetzt.
Türen verschlossen, nicht kommuniziert,
Wir warten geduldig, bis etwas passiert.
Mit Verspätung ist es dann soweit,
Rührei und Kaffee stehen bereit.

Dann Überraschung Nummer 2:
Ewa ist ab jetzt mit dabei.
Sie stellt sich vor, ist freundlich, elegant,
Ist ganz einfach nur charmant.
Was wir an ihr haben, wird schnell uns klar,
Sie ist ein Reiseleiterstar,
Ohne professionelle Routine oder Distanz
Kümmert sie sich um alle und alles und das ganz.
Und was mir besonders gut gefällt,
Sie erzählt aus ihrer eigenen Erlebniswelt,
Eröffnet uns so einen Blick hinter Fassaden und Kulissen,
Den man sonst muss leider oft missen.
Wichtige Zusammenhänge werden erklärt
Und Geschichte ist dabei ihr Steckenpferd.

Die Fahrt nach Kozlowka ist ganz schön weit,
Führt durch leicht gewellte Landschaft mit Urlaubseffekt.
Ewa nutzt die zur Verfügung stehende Zeit.
Storchennest auf Storchennest wird entdeckt,
Mindestens je ein Junges in ihnen steckt,
Schließlich ist „jeder 4.Storch ein Pole“,
Ein klassisches Ewa-Zitat.
Doch was ist bei menschlicher Vermehrung sein Rat?
Fehlt hier sogar im katholisch geprägten Polen die Tat?
Sind die Störche zu sehr mit Froschschenkeln beschäftigt
Oder liegt es am Glauben,
Der Plastikstorch aus China würde alles besorgen?

Gut vorbereitet kommen wir an im Schloss,
Wo hoher polnischer Adel das Leben kräftig genoss,
wie die Führung uns deutlich zeigte.
Ursprünglich im 18. Jahrhundert gebaut,
wurden Architekten und Künstler mit Erweiterungen betraut.
Kein Zamoyski jedoch das Vermögen vergeigte,
sondern durch Heirat weiter vermehrte.
Einer jedoch nur die schöne Sophie begehrte.
Unzählige Bilder von ihr
Mit Kussmund hier,
Lächelnd dort.
Wundervolle Kachelöfen, wertvolle Möbel an jedem Ort,
Monumentale Bilder, meist Kopien, in goldenen Rahmen,
Jeder Quadratzentimeter Wand belegt von den Ahnen.
Geschmackvoll bepflanzt und gestaltet der Park.

Auf dem Weg nach Lublin schnelles Mittagessen,
In nüchternem Saal, den kannste vergessen.

Die Großstadt Lublin – erste Eindrücke nehmen wir auf,
Hier nahm die kommunistische Nachkriegsgeschichte ihren Lauf.
War einst wichtiges Handelszentrum,
Und ging‘s um Rabbiner, die jüdische Uni kümmerte sich drum.
350.000 Einwohner hat heute die Stadt, aber nur wenig Arbeitsplätze.
In den Kohlerevieren im Norden erfüllen v.a. Maschinen die Fördersätze.
Für die 100.000 Studenten in Lublin liegt Zukunft nicht in ihrer Hand.
Viele von ihnen werden keine Arbeit finden im Land,
sind zur Auswanderung verbannt
Mit Folgen für Polen in vielen Bereichen:
Ein Aderlass der Eliten –
Einst auch zu Vorteil und Freude der Briten
Heute jedoch sind sie nicht mehr so wohl gelitten.

Am Parkplatz unter dem Schloss wartet schon Silvia in blauem Gewand,
unsere Stadtführung liegt ganz in ihrer Hand .

Nur eine brennende Lampe erinnert an das einstige Ghetto der Juden,
Heute ist hier ein Park voller Musikfestival-Buden.
Noch rechtzeitig sind wir in der Burg angekommen.
Ein mächtiger, ziegelgemauerter Rundturm dominiert den Innenhof,
Gegenüber steht fremd ein Gefängnisblock,  ist ziemlich doof.

Wir besichtigen die Schlosskapelle,
in Lublin wohl die schönste Stelle:
ein wunderbarer, zweigeschossiger gotischer Bau,
stellt einmalige Fresken zur Schau
im Gewölbe, an Pfeilern und Wänden,
1418 gestaltet von Künstlerhänden.
Heilsgeschichte als großartiges Bilderbuch,
nach byzantinisch-russischem Vorbild, jedoch nicht starr wie Ikonen,
Sondern lebendig erzählt mit vielen Details, die sich lohnen.

Draußen hat sich inzwischen eine dunkle Wand aufgebaut,
Windlos wurden bedrohliche Wolken gestaut.
Das Stadttor bietet Schutz, als der Regen prasselt
Und Silvia die Erklärungen vermasselt.
Aber unermüdlich redet sie gegen Nässe und schleichende Müdigkeit an.
Das Verlangen nach einem Sitzplatz mit Kaffee ist leider nicht in ihrem Plan.
Restaurierte Häuser stehen neben trostlosem Zerfall,
weil Eigentumsverhältnisse noch nicht geklärt sind überall.
Es gibt auf unserem Weg bloße Regen-Unterstand-Stationen,
Aber auch viele Besichtigungs-Sensationen.
Silvia spricht wiederholt – nicht ohne innere Rührung –
Von einer  „ziemlich chaotischen“ Führung.
Sie hatte es heute ziemlich schwer,
Zumal die Zeit drängte
Und zum nächsten Ziel uns lenkte.
So manches Mal wäre weniger mehr!

Laut Reiseagentur wir nur am Zaun des Lagers stehen sollten,
Doch das war ganz und gar nicht, was wir wollten.
Also wurde nach Protest schon morgens umdisponiert,
wurde schnell und gut improvisiert,
und uns öffneten sich die Schranken zur Hölle!

Sehr sachlich und doch engagiert
wurden wir von Silvia hervorragend geführt.
Ließ Raum für Fragen und Gedanken.
Dafür wir ganz herzlich ihr danken!

Majdanek

„Der Mensch ist des Menschen Wolf.“ (Hobbes)

Konfrontiert mit dem Grauen,
In tiefste Abgründe wir schauen.
800.000 Paar Schuhe in der Lagerhalle…
Der Himmel vergraut, Regen fällt,
Hunderte Raben steigen auf, schwärzen den Himmel.
Gaskammer und Krematorium,
Fragen treiben uns um.
Stimmen verstummen.
Gedanken kreisen.
Wo wäre ich gewesen?
Ich kann mir nichts beweisen!

„Das Glück der Spätgeborenen“ –
Doch haben wir aus dem dunkelsten Kapitel unserer Geschichte gelernt?
Stellen wir uns den Herausforderungen unserer Zeit
Oder sitzen wir bloß in unseren Wohlstandsnischen
Und lassen Fundamentalisten im Trüben fischen??
Wie sieht wohl unsere Zukunft aus?
Kommen wir über Hobbes hinaus
Oder sind und bleiben wir Wölfe??!
———
———
Ein Schlafwagenexpress bringt uns zurück ins Hotel,
Erschöpft – doch wir erholen uns schnell.
Dorothee hat einen besonderen Abend geplant,
Der entwickelt sich zum Gegenpol,
Tut uns allen sehr wohl.
Und mancher hat davon gar nichts geahnt.
Wir haben Gäste,  Chełms Deutschlehrerinnen sind eingeladen,
Können in Deutsch sich heute baden,
Beseitigen für uns die Sprachbarriere.
Sie haben sich viel Zeit genommen und sind – für uns eine Ehre –
Alle trotz Ferien in das Restaurant gekommen.
Heißt „Hundert Freunde“, klingt wie ein Reise-Motto
Und heute besonders, fast wie der Hauptgewinn im Lotto.
Ein üppiges Büffet überquillt von Delikatessen
Und längst nicht alles wird auch aufgegessen .
Doch für den Nachtisch ist immer noch Platz,
Unserer war dazu auch ein literarischer Schatz:
Tinten-Tunke,
Cornelia Funke,
Goethe und Fontane,  gerappt und gelesen,
Dazu jede Menge Unterrichtsmaterial,
Bücher, CDs, Filme in großer Zahl,
Praktische Hilfe für die Klassen allemal.
Partnerschaft ist kein abstraktes Ideal, kein totes Papier,
Und unsere Reise zeigt das hier.

Sonntag, 10.07.16

Das frühe Frühstück  hat heute prima geklappt,
Sonntags-Sonne wird zwischen den Wolken ertappt,
Die Koffer verladen,
Sind wir bereit für neue Besichtigungs-Taten.
Und trotz Programmvarianten  sitzt pünktlich ein jeder im Bus.
Ein Ausflug in die Natur ist bei so einem Himmel ein Muss!

Apropos Himmel: Wisst ihr, dass weder Sowjets, geschweige denn Zaren,
Noch Amis die ersten im Weltraum waren?
Es müssen Polen gewesen sein, und zwar schon vor vielen, vielen Jahren.
Das lässt sich beweisen: Blickt einfach nach oben
und im Nachthimmel droben
Seht ihr einen großen Wagen stehen.
Aber habt ihr den je einmal mit seinen vier Rädern gesehen? —

Ein blöder Witz,
Stammt nicht vom Fritz,
Spiegelt Vorurteile und Klischees, die uns manipulierbar machen.
Dagegen setzen wir auf Partner, Begegnung und Information,
Wie auf ISPAS Reisen, bei uns klappt das schon.
Wir können fragen, diskutieren, gemeinsam lachen
Über persönliche und auch politische Sachen.
Die einzige, die uns gegenüber etwas entgleiste,
Saß in der Hotelrezeption – unter weißer Bluse sie vereiste.

Freundlich und hilfsbereit, diszipliniert die Jungen schon
Eindrucksvoll in ihren Feriengruppen.
Propere Gärten und Dörfer mit sauberen Wegen,
Die EU und Fördergelder für Polen ein warmer Regen
Auffallend, wie viele neue Häuser hier stehen.
Wachsendem Wohlstand kann man hier sehen..
Andererseits in der Region die Pleite der Zuckerfabriken,
Fabrikruinen sind hinter Bäumen zu erblicken.
Und auch die vielen tausend Spargelbäume,
Charakteristische Kiefern, Wald als Straßensäume,
Werden nicht mehr in lokalen Fabriken als Papier enden.
Wo wird man sie denn verwenden?
Von Ewa gibt’s Antworten und gibt es noch einmal Geschichte:
Heidnische Kosaken, Tataren, Pruzzen und Osmanen
Sich kriegerisch den Weg durch Polen bahnen,
Schweden und Deutsch-Orden-Heer
Verwüsten das Land schwer.
Weißer Adler auf rotem Grund, Unschuld und Blut, tragische Berichte.

In Zamosc [Samosch]  Silvia uns wieder als Reiseleiterin erwartet.
Was gibt heute ihr Kleiderschrank her?
Winkt am Straßenrand, bald sehen wir mehr.
Wie ist sie wohl heute früh in Lublin gestartet?
Gruppenbewegende Fragen
Zu Silvias Inszenierungsgaben!
Wieder mit schmiegsamem Schal,
Wieder mit Kunsthandwerk behangen,
Bis in die Schuhe gestylt, kein Detail ist egal!
Mit Geschmack zusammengestellt
Ist ihre modische Farbenwelt.

Nach kurzer Fahrt ein erster Stopp in der Natur,
Hier ganz gezähmt, wieder Besitz der Zamoskis,
Der reichsten Familie im Land bis in die Kommunistenzeit,
Einst Kanzler und Königsmacher und immer profit-bereit.
Gepflegte Wege, ohne die häufigen Stolperfallen, den so gemeinen,
Wo Absätze versinken in tiefen Spalten zwischen den Steinen.
Fontäne im See, die Kirche im Park, daneben die Brauerei,
Locken Touristen und Einheimische  herbei.

Imposant die Kirche in Gorecko Koscielne ganz aus Holz,
Offensichtlich vieler Polen ihr Stolz.
Kurort in guter Luft
Mit betörendem Kräuterduft.
Der Kreuzweg führt zu Eichen im Hain,
Werden hunderte, vielleicht tausend Jahre alt sein.
Bei Stopp Nummer drei
Sind nicht alle dabei.
Wir sind im Urwald angekommen,
Geschützte grüne Natur und ein Bach hüpft in Wellen
Über geologische Schwellen,
Quasi Klein-Wasserfällen.
Ihm entlang führt unser idyllischer Weg,
Felsen, Bäume, auch so mancher Steg.
Jedoch gerät er wohl zu steil, zu schnell und zu lang,
Aber Silvia wird es dabei gar nicht bang.

Mittagessen im nächsten Ort,
Müssen nach 45 Minuten wieder fort.
Die Suppe dampft schon am Platz,
Dann Fleisch mit Buchweizengrütze, viel gelobter Kartoffelersatz,
Danach leckerer Aprikosenkuchen,
Nach noch besserem müsste man tagelang suchen.

Zamosc wird eingefügt als nächstes Ziel,
Wo Silvia uns verlassen will.
Jan Zamoyski  – Ende 16. Jahrhundert – heißt wieder der Gründer,
Angelte sich den Italiener Morando als seinen Stadterfinder,
Der plante eine befestigte Stadt mit südlichem Flair,
Das Rathaus mit Marktplatz und reichen Bürgerhäusern geben was her,
Ausgelobt zum Weltkulturerbe,
damit keines der bunten Gebäude verderbe.
Im Schatten unter dem Sonnenschirm vor den Renaissance-Fassaden
unsere Geschmacks- Papillen in Kaffee und Eis sich wundersam baden.

Kostbaren Perlen gleich , die Weichsel als verbindendes Band,
Lagen einst reiche Handelsstädte,  Sandomierz [Sandomesch]  und Krakau seien genannt.
Die Fahrt zum heutigen Etappenziel nützt Ewa zur letzten Lektion,
In Sandomierz verlässt sie uns dann schon.
Kasimir III., auch der Große genannt , veränderte seinen Staat.
Schuf, bis er 1370 starb, moderne Strukturen,
Gründete die 1. Universität, hinterließ ein „Polen aus Stein“,
So sagt man hier stolz,
Denn geerbt hatte er noch ein „Polen aus Holz“.

Der Handel blühte überall auf
Nahm nach „Magdeburger Recht“ seinen Lauf,
Machte die Kaufleute frei für ihre Geschäfte
Einschränken durfte der Adel nicht ihre Kräfte.
Hatten ihre eigene Gerichtsbarkeit,
waren weltoffen und mächtig in ihrer Zeit.

Über der Weichsel liegt Sandomierz, die schöne Stadt
Mit Burg und Tor,
Die Klosterkirche, reine Romanik, auf dem Hügel davor.
Gotisch und eindrucksvoll die große gotische Kathedrale,
steht eher geduckt etwas im Tale,
Das Rathaus aber, ein mächtiger Backsteinbau, macht vor Staunen uns platt.

Ideal gelegen ist unser Hotel,
In der Altstadt ist man deshalb ganz schnell.
Zudem kommt das ‚übersichtliche‘ Abendbüffet Kalorienbewussten entgegen,
Um den Teller zu füllen, muss man sich eben mehrmals vom Tische bewegen.
Wir genießen die laue Sommernacht,
Genießen die genial beleuchtete Bauwerkpracht,
Sitzen am Marktplatz lang draußen
Und lassen das EM- Endspiel sausen.

Montag, 11.07.16

Aus Krakau angereist ist ein neuer Begleiter,
[Lescheck] wird unser 4. Reiseleiter.
Nur [Bischeck]  sitzt weiter am Steuer,
Das ist wichtig, sogar ungeheuer,
Denn bei ihm fühlen sich alle geborgen
Wie in Abrahams Schoß, ganz ohne Sorgen
Für heute und morgen.
In Krakau angekommen,
Hat [Lescheck] uns gleich auf die Burg mitgenommen.
Ist ein drahtiger Mann,
Der Geschichte gut kann,
Weiß zu allem Geschichten dazu,
Schaffen Hintergründe, machen anschaulich und lebendig in Nu.
Ist dabei immer in schneller Bewegung,
Und da der Tag sonnig und heiß,
Fließt literweise Touristenschweiß.

Zum Abenteuer wird der Gang durch die Kathedrale,
Hier wird uns gar nichts geschenkt.
Durch  Kapellen und Gruften er unsere Schritte lenkt,
Zu Königsgräbern, Dichtern und Freiheitshelden,
Stellen für Polen fast Wallfahrtsorte dar.
Die Kombination sieht man bei uns eher selten.
Katyn und Flugzeugabsturz, der jüngste Geschichte war,
Russland als Feind immerdar.
Auch auf den Turm sind wir gestiegen,
kletterten wie Gämsen,
nichts kann Wissensdurst bremsen,
Und nur wenige sind unten geblieben.
Der Rundgang durch die alte Stadt beeindruckt uns sehr:
Großzügige Straßen, der Markthallenbau auf dem Riesenplatz, Kirchen und noch vieles mehr.

Zum letzten Mal ist die Gruppe zusammengesessen,
Hat noch einmal gut zu Mittag gegessen.
Ein schneller Blick in den Hof der alten Universität,
Dann ziemlich gehetzt, damit wir im Hotel nicht zu spät ,
Wo Bus und Gepäck uns erwarten.

Die Zimmer bezogen, [Lescheck] macht Überstunden,
Bietet noch an, uns in der Marienkirche zu führen,
Denn Vieles gibt es da zu bestaunen, zu studieren.
Eine Gruppe hat sich zusammengefunden,
Wer sich nicht schont,
Wird für die Anstrengung reichlich gelohnt.
[Lescheck] öffnet uns die Augen, staunen vor einem Vier-Flügelaltar,
Wahrlich ein Prachtexemplar,
Schnitzkunst in höchster Vollendung:
Überlebensgroße Figuren, Heilsgeschichte plastisch erzählt,
Szenen sorgsam ausgewählt:
Marias Leben vom Beginn ihrer Sendung.
Alt geworden sind nur ihre Hände,
Ihr Tod aber bedeutet nicht Ende,
Erst Himmelfahrt und Krönung begrenzen den Altar,
dessen Schöpfer Ende des 14.Jahrhunderts ein Schwabe war.
Veith Stoß, der große Meister aus Horb.

Auch jetzt gab uns [Lescheck] noch keinen Korb.
Einmal in Form,
Bleibt sein Tatendrang weiter enorm.
Mit der Straßenbahn fahren wir nach Kazimierz,
Dem Vorort, wo Juden einst im „Schtedl“ wohnten,
Wo Arbeiten in Schindlers Fabrik sie vielleicht vom Nazi-Mord verschonten.
Im Stadtteil ist das Leben zurück,
Überall gibt es abends Klezmer-Musik .
Auch die Synagogen sind wieder offen,
Lassen für die Zukunft hoffen.

Pläne für den Abend werden gemacht.
Das Gruppen-Programm ist vorbei
und so haben wir frei.
Ist das auch gut bedacht?
Unser Hotel Royal
Liegt ganz zentral,
Macht alles möglich.
In den Straßen pulsierendes Leben,
Krakau beleuchtet ist wunderbar eben.

Dienstag, 12.07.16

Frühstück, Koffer verladen, alle sitzen im Bus,
Regen auf der Fahrt,
Pünktlicher Start,
80 Minuten Flug und schon ist Schluss.
Nach Sifi mit Bahn bzw. Hassler-Bus
Mit vielen Eindrücken und Erinnerungen zurück,
37 Polenreisende im Glück.
Gelungen ist die Reise, wie ich fand,
in unser östliches Nachbarland,
So fern, so nah,
Für Begegnungen der Menschen ist ISPAS da.

Uli Fritz

Bild: Peter Bausch
Bild: Peter Bausch
Bild: Uli Fritz
Bild: Uli Fritz