KRZ BB Zu Besuch in einem Land voller Trauer

Dieser Reisebericht zur ISPAS-Bürgerfahrt nach Dronfield erschien am 12. Oktober 2022 in der KREISZEITUNG Böblinger Bote:

Dass die Bürgerfahrt von ISPAS Sindelfingen in die englische Partnerstadt Dronfield kurz nach dem Tod der britischen Queen stattfinden würde, konnte niemand ahnen. Die Teilnehmer erlebten ein Land in Trauer. Aber auch viel Schönes.

Sindelfingen/Dronfield. Die Freundschaftsbande zu Sindelfingens britischer Partnerstadt Dronfield sind sehr eng und gegenseitige Besuche bei Bürgerfahrten und anderen Veranstaltungen wie dem Straßenfest zahlreich. Die Initiative Städtepartnerschaften Sindelfingen (ISPAS) organisierte dieses Jahr erneut eine Bürgerfahrt – in ein Land, das sich in kollektiver Trauer befand.

Die 24 Bürgerfahrt-Teilnehmer wurden am Flughafen von Janet und Howard Smith vom Dronfield Town Twinning Committee mit großer Herzlichkeit empfangen. Mit dem Bus ging es durch den ersten Nationalpark Englands, den Peak District, zur Partnerstadt. Bürgermeisterin Lilian Deighton begrüßte die Gruppe in der Lobby des Hotels und lud dazu ein, sich in das Kondolenzbuch zu Ehren der verstorbenen Königin Elisabeth II, das im Civic Center ausliege, einzutragen. Allgemeine Zustimmung der Deutschen.

Am Abend wurden die Sindelfinger von den englischen Freunden zu einem Besuch in einem typisch englischen Pub, dem Stags Head, abgeholt. In freundschaftlicher Runde verbrachten sie den Abend mit selbst gebrautem Bier, englischen Spezialitäten und anregenden Gesprächen.

Beim „Line Dancing“ gab es falsche Schritte und viel Gelächter

Am nächsten Morgen ging die Fahrt nach ausgiebigem englischen Frühstück mit dem Bus nach Renishaw Hall, einem Herrenhaus. Zunächst wandelte die Gruppe durch die 300 Hektar großen, gut gepflegten Parkanlagen, bestaunte die Stauden- und Rosenrabatten im Spätsommerflor und erhielt eine Führung durchs Haus. Es ist seit 1625 im Besitz der Sitwell-Familie, die im 16. und 17. Jahrhundert durch Eisenherstellung sehr reich wurde und deren Nachkommen dort heute noch leben. Nach dem Lunch ging es zurück nach Dronfield zur Ortsführung, mit Besuch des Hall Barn, der Bürger- und Kulturscheune, und der St. John’s Kirche. Am Abend gab es die offizielle Willkommenseinladung der Stadt in die Coal Aston Hall. Zum Essen wurden die traditionellen Peas and Pies (Erbsen, Minzsauce und Fleischpastete) sowie ein tolles Nachtischbüfett, das die Damen des Town Twinning Committees zubereitet hatten, gereicht. Das Trio der Stannington Reelers konnte fast alle motivieren, sich im „Line Dancing“ zu versuchen. Es gab falsche Schritte und viel Gelächter, sowohl Deutsche als auch Engländer hatten großen Spaß.

Am Samstag fuhr die Gruppe in Begleitung englischer Freunde nach Bakewell, bekannt durch den Bakewell Pudding, ein süßes englisches Gebäck. Nachmittags standen mit Castleton und Hope zwei typische englische Dörfer auf dem Programm. Dort teilte sich die Gruppe. Die einen machten eine zweistündige Wanderung im Tal, die anderen eine anspruchsvollere Wanderung zum Aussichtsberg Mom Tor – und einige besichtigten die Peak Cavern, eine Höhle, die bis 1915 noch bewohnt wurde.

Für Sonntag war eine Stadtführung durch das Zentrum von Sheffield angesetzt. Die Bochumer Partnerstadt war einst ein Zentrum der Metallverarbeitung. „Wir erfuhren viel über den Wandel von einer Industrie- zu einer Universitäts- und Bildungsstadt. Die Stadtführung war eine regelrechte Performance“, berichtet die Reisegruppe.

Weiter ging es zur Teatime in die Gosforth Lodge in Dronfield. Drei Jungs aus der Henry Fanshawe School spielten schon am Eingang Begrüßungsrhythmen. Innen warteten mit feinem Porzellan gedeckte Tische übervoll mit selbst gebackenen Kuchen und Sandwiches. Die Damen und Herren der Town Twinning Federation hatten das alles zum Wohle der deutschen Gäste vorbereitet. Diese waren überwältigt, und Andreas Schneider-Dölker bedankte sich im Namen von ISPAS mit warmherzigen Worten und kleinen Gastgeschenken bei allen Aktiven.

Am letzten Abend lud das Twinning Committee die Bürgergruppe zu einem Büfett, bei dem die beiden Partnerschaftsvereinigungen auf ihre langjährige Freundschaft anstoßen wollten. Es war der richtige Anlass für Ute Walker, Vize-Vorsitzende von ISPAS, sich bei den englischen Partnern für die tolle Organisation und das wunderbare Programm der gesamten Reise sowie für die verlässliche und lebendige Partnerschaft mit den Dronfielder Freunden zu bedanken. Sie lud die englische Bürgergruppe zum Gegenbesuch nach Sindelfingen 2024 ein und drückte ihre Freude aus, sich hoffentlich zum Straßenfest 2023 wiederzusehen.

Beisetzungsfeierlichkeiten am Großbildschirm im Pub verfolgt

Am Tag der Beisetzung der verstorbenen Königin ging es wieder nach Hause. So waren alle Geschäfte geschlossen, ebenso das Museum. Dafür hatte der Pub gegenüber der Kirche geöffnet. So konnten die Reisenden gemeinsam mit Bewohnern von Eyam bei einer Tasse Tee oder Kaffee und leckerer Torte im bequemen Loungebereich live die Zeremonie der Beisetzungsfeierlichkeiten am Großbildschirm mitten in England erleben.

(red). Besonders beeindruckt hat alle das Engagement, die Kontaktfreudigkeit und die Gastfreundschaft der englischen Freunde. Beide Seiten haben bei dieser Gelegenheit viel übereinander gelernt und sich gefreut, dass auch der Brexit nichts an der Tatsache geändert hat, wie wichtig Freundschaften und Gespräche über die Ländergrenzen hinweg sind und bleiben.

 

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