Reisebericht von der 8. Bürgerreise zur Partnerstadt Dronfield GB 15. – 19. Sept. 2016
1. Tag (15.09.16)
Sie sagten, sie würden uns am Flughafen von Manchester abholen, unsere Freunde vom Dronfield Town Twinning Committee (DTTC). Welche Freude als gleich acht der Committeemitglieder am Gate auf uns warten. Das ist ein Empfang für Freunde! Die nächsten vier Tage werden sie uns ihre Heimat zeigen, den so malerischen Peak District in direkter Nachbarschaft zu unserer Partnerstadt Dronfield. Und eine ganz spezielle Einladung wird uns in die Nachbarstadt Sheffield zur „Company of Cutlers“ führen.
Die Busfahrt von Manchester nach Dronfield gibt uns einen ersten Eindruck von der Schönheit des Peak Districts, den wir dabei durchqueren. Enge gewundene Landstraßen führen uns durch satt grünes Weideland, mit Schafen, Kühen, Damwild und begrenzt von Trockenmauern. Eine Landschaft wie im Bilderbuch.
Aufsteigender Nebel nach satten Regenschauern gibt dem vor uns ausgebreiteten Hügelpanorama gegen Abend noch den letzten Kick. „Oh what a surprise“ soll Queen Victoria ausgerufen haben, als sie die Landschaft so ausgebreitet das erste Mal vor sich liegen sah.
Spätestens jetzt haben alle die Uhren an die WEZ angepasst und eine Stunde zurückgestellt. Denn alle wollen pünktlich um 8 p.m. zu ihren jeweiligen Abendeinladungen kommen:
Die Offiziellen Gäste (Gemeinderät_Innen und Vertreter_Innen der Stadt Sindelfingen) zum Empfang des Dronfielder Council in den Dronfield Hall Barn; die Sindelfinger Bürger_Innen zum ersten gemeinsamen Abendessen auf Einladung des Dronfield Town Twinning Committee im Double Tree Hotel.
Dort logiert die Bürgergruppe auch die nächsten vier Tage, während die „Offiziellen“ auf Einladung des Council im Manor House in Dronfield untergebracht sind. Bei der Ankunft im Hotel erwarten uns schon die selbständig angereisten Paare Steinhübl und Fischer. Jetzt ist die Gruppe mit insgesamt 25 Personen vollständig und wir können mit dem Programm starten.
2. Tag (16.09.16)
Neugierig sind alle auf das im Februar 2016 eingeweihte Bürger- und Kulturzentrum mitten in Dronfield, den Hall Barn. Denn bei der letzten Bürgerreise 2014 hatte die Kulturinitiative ihre Pläne mit der Scheune aus dem 15. Jahrhundert vorgestellt und die Gruppe beteiligte sich damals spontan mit einer großzügigen Spende, die durch das monetäre Gastgeschenk der Stadt Sindelfingen weiter aufgestockt wurde. Damit konnte der Verein beim „Heritage Lottery Fund“ einen stolzen Betrag von 45.000 Pounds für die Restaurierung des Hall Barn generieren.
Das Café im Erdgeschoss brummt nur so. In Dronfield geht man ganz offensichtlich nach dem Einkauf bei Sainsbury’s auf einen Kaffee oder Tee mit leckerem selbstgebackenem Kuchen hierher.
Wir dürfen deshalb oben, unter dem 500 Jahre alten stilecht restaurierten Dachstuhl den beeindruckend vorgetragenen Erläuterungen von Maureen Tayler, Historikerin und DTTC-Mitglied, lauschen.
Stolz präsentiert sie außerdem Quilts, die durch Schulklassen und Bürgergruppen erschaffen wurden.
Susan Haywood, die große Dame der englisch –deutschen Städtepartnerschaft, war der Kopf für diese Dekoration des Hall Barn.
Danach geht die Fahrt weiter nach Sheffield. Glynis Sullivan stellt uns Ihre Stadt kompakt vor: Den Vorort Abbeydale in dem ein bunter Mix von Menschen aus aller Welt lebt, ausgeht und einkauft. Sie weist auf die neuen Investoren aus China, die Prägung der Stadt durch 40.000 Studierende und die vielen Theater hin.
Gegenüber der Kathedrale von Sheffield liegt die Cutlers Hall – so etwas wie das Zunfthaus der Messer-/Klingen-/Gefäßschmiedekunst. Dank den Beziehungen von Philipp Wright, selbst Cutler und Mitglied der erlauchten Cutlers Company sowie Sandra Brown, beide Mitglieder des DTTC, werden wir vom derzeitigen Master Cutler Craig McKay freundlich empfangen und in seinen drei Privaträumen willkommen geheißen.
Diesen Lobbyverband der metallverarbeitenden Gebrauchsgüterindustrie gibt es schon seit 1624. In der „Hall“ werden heute noch große Empfänge gegeben und der Master Cutler ebenso wie seine Frau, promoten die Produkte international. Anschließend führt uns Dr. Joan Unwin durch das majestätische Gebäude. Unter einem nicht vollendeten Gemälde von Prince Philipp in jungen Jahren, entspannen wir uns bei coffee/tea and chocolate biscuits.
Danach haben wir Zeit zur freien Verfügung in der Sheffielder Innenstadt. Und es gibt einiges zu sehen. Die einen bummeln von der Town Hall zur City Hall und entdecken Joe Cockers eingelassene Gedenkplatte auf dem Boden. Andere suchen gleich hinter Cutlers Hall das feine Kaufhaus Marc & Spencer auf und genehmigen sich eine Finesse. Für Mitbringsel war auch die Millennium Gallery ein guter Tipp: Relish – the original from Sheffield – gibt’s da und der Spaziergang durch den Wintergarden hinaus bis zum „Cheesegrater“ Hochhaus ist durchaus eindrucksvoll. Und überall die Elefanten! Die Verbindung ist makaber, wurden doch mit dem Elfenbein ihrer Stoßzähne Griffe für wertvolle Messer gefertigt.
Unsere Tour durch Sheffield beschließen wir mit einem Rundgang durch die große Kathedrale. Wir sind alle beeindruckt vom gelungenen neuesten Erweiterungs- und Renovierungsbau. Der neue helle Fußboden lässt das gesamte Kirchenschiff erstrahlen.
Am Abend sind wir vom Dronfield Town Council zu Fish & Chips in das Civic Centre geladen. Mit musikalischer Begleitung widmen wir uns dem Klassiker unter den englischen Essen. Beim Queuing am Bier, an der Essenausgabe, an den Tischen finden die gegenseitige Vorstellung und ein angeregter Austausch unter den Germans und den Councillors statt. Mayor Alan Powell und Bürgermeisterin Dr. Corinna Clemens bringen ihre Toasts auf die Städtepartnerschaft aus.
Dankesworte werden gesprochen.
Zum Ausklang trifft man sich wieder – im „Green Dragon“, dem ältesten, sehr schönen Pub am Ort.
3. Tag (17.09.16)
Die erste Ausfahrt in den Peak District steht bevor. Zuerst wollen wir aber noch am Sindelfingen Park einen Fotostopp einlegen.
Noch ist es bewölkt und das Gras ist feucht, doch bis wir in der Stadt Eyam ankommen, hat die Sonne den Durchbruch geschafft.
Die kleine Stadt ist berühmt durch das heroische Verhalten ihrer Bewohner_Innen 1665/1666 während der letzten großen Pest in England. Aus London wurden dem Schneider von Eyam in Stoffballen infizierte Flöhe geliefert. In wenigen Tagen starben er und fünf weitere Menschen. Die Bewohner_Innen vereinbarten, sich selbst unter Quarantäne zu stellen. Die Bauern aus den umgebenden Dörfern versorgten sie mit Proviant. Das geschah ohne direkten Kontakt an Übergabepunkten, die durch Steine markiert waren. Insgesamt fielen der Pest ein Drittel der Einwohner_Innen zum Opfer! Durch ihr mutiges Verhalten verhinderten die Bewohner_Innen von Eyam die Ausbreitung der Pest in Mittel- und Nordengland!
Zurück zu den schönen Seiten des Lebens:
Ein Blick auf Eyam Hall aus dem Garten mit eindrücklichen übermannshohe Sonnenblumen. Der Landherrensitz war von 12 Generationen der Familie Wright bis 2004 bewohnt. Nach dem Rundgang durch die historische Stadt lassen wir uns zu einer Cup of Tea in der Sonne nieder.
Danach die Weiterfahrt nach Foolow zum Lunch.
In diesem malerischen Ort, in dem der Ducks Pond neben dem Inn das Zentrum bildet, konnte man
sich wirklich dem Gefühl der totalen Entschleunigung hingeben.
Zurück geht es wieder durch die Flanke des „Dark Peak“, benannt nach dem dunklen Sandstein, der früher für Mühlsteine verwendet wurde. An den Feldmauern ebenso wie an den fast ausschließlich aus heimischen Steinen gebauten Häusern, erkennt man gut, in welchem Peak-Teil man sich befindet. Hier im Norden sind die Felskanten kantiger, im südlichen Teil, in den wir morgen fahren, sind es sanfte, weichere Konturen.
Heute Abend findet das Highlight unserer Partnerschaftsbegegnung statt:
Der Empfang der Town Twinning Federation in der Coal Aston Village Hall mit Buffet, Getränken, Unterhaltung und Zeit für Dankes- und Gedenkreden. Leckere Speisen und Desserts, natürlich selbst hergestellt von vielen helfenden Händen im Umfeld des DTTC sowie die freundliche Bewirtung am Platz durch „Butler“ Pete und seinen Assistenten verwöhnen uns.
Die internationale Tanzgruppe fordert zum Mittanzen auf und bringt so Schwung und Bewegung in die Begegnung.
Die Dronfield Singers erfreuen uns mit Gospels und anderen bekannten Liedern. Sie haben für einen Auftritt auf einem Podium beim Straßenfest 2017 ihr Interesse bekundet. Wenn das klappt, dürfen wir eine Gruppe von fast 70 Dronfieldern im Juni 2017 begrüßen. Welch eine Geste!
Julia Johnson, Vorsitzende des DTTC eröffnet den Freundschaftsabend. Dagmar Böhm, ISPAS-Vertreterin stellt mit Ihrer Rede fest „Partnerstädte lassen die Vision von einem Leben in Freiheit und Demokratie in einem friedlichen und toleranten Europa wahr werden.“ Menschen, die sich kennenlernen und Freundschaften pflegen über alle Grenzen und Barrieren hinweg, die „schaffen das“.
ISPAS bedankt sich bei allen im DTTC, die uns diese tolle Gastfreundschaft erwiesen haben; insbesondere den Aktiven Julia Johnson, Janet Smith und Ehemann Howard, Lindsay und Rob Barron, Veronica Tebbs und Partner Laurence, Neil Oxley und Ehefrau Maria, Glynis Sullivan und Ehemann Trevor, Sandra Brown, Liz Blanchard, Elaine Ward, Paulin Wright sowie Peter Fitzsimmons und Ehefrau Chris.
Wolfgang Trefz gedenkt des viel zu frühen Ablebens von Chris Burke, der sich als Rektor maßgeblich für die Kontinuität des Schüleraustauschs zwischen Dronfield und Sindelfingen eingesetzt hat. Seine Beisetzung wird am Nachmittag des Tages unserer Abreise stattfinden. Der Vorstand des ISPAS e.V. wird an seinen Einsatz mit einem kleinen Stipendium an 3 Schüler_Innen beim nächsten Schüleraustausch 2017 im Rahmen einer Feier im Goldberg-Gymnasium erinnern und ihn würdigen.
Dr. Clemens, Leiterin der Rathaus-Delegation unserer Reisgruppe bedankt sich beim Dronfield Twinning Town Committee mit einem Spätzlesshaker und übergibt ihr „Merci“ an Dagmar Böhm und Ute Walker, die für ISPAS diese 8. Bürgerreise organisiert haben.
4. Tag (18.09.16)
Heute geht es durch den südlichen Teil – des Peak Districts. Vorbei am very aristocratic Chatsworth House der Cavendish-Familie, deren Oberhaupt den Adelstitel Herzog von Devonshire trägt. Hier ist Prince Charles regelmäßiger Gast und eine der Kennedy-Schwestern hat in die Familie eingeheiratet.
Haddon Hall, das erste Ziel unserer heutigen Tour, hat zwar keinen Tintoretto oder Rembrandt, ist dafür aber richtig urtümlich und romantisch. Schön auch, dass man das ganze Ensemble selbst erkunden kann vom Bankettsaal zu den Räumen des Earl, zur geräumigen Küche mit Schlachtraum, zur Kapelle und zur Long Gallery im obersten Stock, quasi dem Bewegungsraum im Hause.
Wir besichtigen die Gärten des mittelalterlichen Herrensitzes und treffen uns zum Lunch wieder im Restaurant.
Heute ist Sonntag und die beiden Reiseleiterinnen wollten für ihre Gruppe auf dieser Reise das kennenlernen, was Engländer in dieser Gegend sonntags auch so tun: Wandern in dieser so wunderschönen Natur vor ihrer Haustür.
Also geht’s los Richtung Bakewell mit kundiger Führung durch Neil und Maria Oxley!
Die U60s in der Gruppe wandern, vor Bakewell angekommen, auch noch über den nächsten Hügelkamm und werden später von uns auf der Rückfahrt vor Chatsworth Hall an der Straße aufgenommen.
In Bakewell ist für die Anderen noch Zeit für einen Spaziergang am Fluss, für Chips auf die Faust und ein bisschen Stöbern in den kleinen Läden des malerischen Städtchens.
Am Abschiedsabend sind wir alle zusammen im DoubleTree Hotel vom Dronfield Town Twinning Committee zum Buffet eingeladen. Auch einige Councillors der Stadt Dronfield und der Bürgermeister sind wieder dazu gekommen. Wir Sindelfinger schwärmen alle sehr vom tollen Programm, das uns unserer Partnerorganisation zusammengestellt hat. Julia Johnson und ihr Team sowie Bernie Charlesworth sind glücklich, dass wir uns dieses Mal Zeit für den Peak District genommen haben.
Wir danken von Herzen für die tolle Zeit!
Surprise, surprise! Wir, Dagmar Böhm und Ute Walker, die Verantwortlichen von ISPAS und die Organisatorinnen der Reise, werden von unserer Gruppe liebevoll und nett beschenkt:
Ihr wart‘ auch eine super Gruppe. Wir sind erleichtert, dass alles geklappt hat. Es hat richtig Spaß gemacht!
5. Tag (19.09.16)
So früh mussten wir die ganze Reise über nicht aufstehen. Aus Sorge, im Berufsverkehr stecken zu bleiben, entschlossen wir uns doch zu dieser Vorsichtsmaßnahme. Dafür hatten wir dann auf dem Flughafen noch reichlich Zeit, denn unsere Abflugzeit war um 12:25 Uhr.
Jetzt war die Zeit gekommen, uns bei unserem super zuverlässigen Busfahrer John zu
bedanken: “Thank You! You did a very good job!”
Autorin: Ute Walker
Sindelfingen, 3. Oktober 2016
Fotos von: Werner Stähle, Martin Horn und Ute Walker.
Dagmar Böhm & Ute Walker
Sprecherinnen für Dronfield, GB der
Initiative Städtepartnerschaften Sindelfingen e.V. (ISPAS e.V.)
vorstand@ispas.de