Wir schreiben das Jahr 2037: EUROPE RELOADED!!!

40 Jugendliche aus 20 Ländern erarbeiten eine faszinierende Performance

„Hier war ich ja noch nie!“, das waren die immer wieder zu hörenden Begrüßungsworte von jungen und älteren Besuchern, die die Zuschauerränge im „SÜD. Treffpunkt für Jugendkultur“ in Sindelfingen bei den beiden Aufführungen bis auf den letzten Platz füllten. Und sie sollten ihren erstmaligen Besuch nicht bereuen! Denn was die 40 Jugendlichen unter Anleitung der Theaterpädagoginnen und Regisseurinnen Annette von der Mülbe und Anke Marx in ihrer Performance auf die Bühne brachten, zog alle Zuschauer in ihren Bann: Es gab viel zu lachen, aber auch ungeheuer packende Momente, so dass einem der Atem stockte und man nur hoffen konnte, dass alles gut ausgeht!

Doch jetzt der Reihe nach: Zum achten Mal hatte ISPAS mit der finanziellen Unterstützung von Erasmus+ 40 Jugendliche und ihre BegleiterInnen aus England, Frankreich, Italien, Kroatien, Polen und Ungarn eingeladen. Gastgeber waren die Jugendlichen der Gottlieb-Daimler-Schule 2 – vorwiegend Migranten und Flüchtlinge. Gemeinsam erarbeiteten sie eine Performance zu dem Thema: BACK TO THE FUTURE – ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT. Dazu hatten die Jugendlichen Collagen angefertigt, die sie mit nach Sindelfingen brachten.

Und dann ging es los: Inspiriert von all diesen interessanten Collagen, entwickelten sie in wenigen Tagen Szenen, in denen sie sich vorstellten, wie sich ihr Leben in den nächsten 20 Jahren verändern wird. Die beiden Regisseurinnen formten daraus ein dramaturgisches Ganzes: EUROPE RELOADED 2037, in dem sich jeder der Jugendlichen zwischen 15 und 20 Jahren in verschiedenen Rollen präsentierte. Nicht nur diese Szenen wurden gemeinsam im SÜD erarbeitet, sondern auch alle Requisiten und Kulissen mit den einfachsten Mitteln gestaltet.

Das Spiel begann an der „Bar of Broken Dreams“, wo – nach einer kurzen Begrüßung durch die Vorsitzende von ISPAS, Brigitte Stegmaier – inmitten der Zuschauer, Jugendliche aus allen Ländern sich mit ihren gescheiterten Hoffnungen vorstellten und anschließend in den Theatersaal führten. Dort kündigten sogleich Nachrichtensprecher und Reporter von „World News“ Bedeutendes an: Die Geberkonferenz der D5 – der fünf mächtigsten Diktatoren der Welt – zur angeblichen Rettung des Weltklimas und gleichzeitig die große Demonstration gegen die Regierenden.

Und dann ging es Schlag auf Schlag in die Welt von 2037: Die außer Rand und Band geratenden Maschinen der Arbeitswelt, die ihren Ingenieur feuern, bis hin zu dem von Robotern beherrschten Alltag der Jugendlichen: Roboter, die vom Zähneputzen bis zum Schulunterricht alles erledigen. Selbst im Krankenhaus werden die Menschen von – im wahrsten Sinne des Wortes – gnadenloser Effizienz bestimmt. Das klingt in dieser Zusammenfassung ziemlich düster, aber war es trotzdem nicht: Durch die vielfach slapstickhaften, übertriebenen Darstellungsformen wirkte vieles wirklich sehr komisch, wenn auch den Zuschauern das Lachen oft im Halse steckenblieb. So auch bei den Reportagen, die „World News“ vom „Jahrtausend-Sturm Nr. 23 in der Schweiz“ brachte, von der „Jahrtausend-Dürre Nr. 42“ in Schweden und der „Jahrtausend-Überschwemmung Nr. 311“ in der Sahara. Logische Folge dieser Katastrophen war eben besagte Klimakonferenz. Aber die fünf, die Welt beherrschenden Diktatoren, die sich – wie einst Charlie Chaplin in der „Der große Diktator“ – amüsiert den Erdkugel-Ballon zuspielen, finden natürlich keine gemeinsame Lösung – zu sehr stehen stets ihre eigenen Eitelkeiten im Vordergrund: So beklagt sich zum Beispiel einer der Diktatoren über den Smog, der ihn daran hindert, seine schöne Frau klar zu sehen!

Und so kommt es zum Showdown: Die Jugendlichen, die sich doch endlich zur Demonstration aufgerafft haben, werden von den Bodyguards der Diktatoren zusammengepfercht und ihnen droht die Erschießung! Doch wie Shakespeare schon sagte: „All’s Well What Ends Well!“ Denn die Jugendlichen zu exekutieren, bringen selbst die härtesten Schergen der D5 letztendlich nicht zustande. So geht es zum guten Schluss den Diktatoren an den Kragen, und die Jugendlichen feiern die Positiven Perspektiven einer Gesellschaft, für die sie gekämpft haben: für Toleranz, für Meinungsfreiheit und für den schonenden Umgang mit der Natur! Und so ist der letzte Wunsch einer ungarischen Demonstrantin. „Für Europa in 20 Jahren, hoffen wir, dass es noch existiert!“

Wirklich eine fulminante Performance, für die sich das Publikum an beiden Abenden mit großem Jubel bei den jungen Akteuren, ihren BegleitlehrerInnen und vor allem bei ihren beiden Regisseurinnen bedankte!